Der Mensch gewinnt seine Autorität über den Egoismus des Hundes. Der Hund erkennt seinen Vorteil, das ist alles. "Mensch" kann schon deshalb nicht Rudelführer werden, weil die Hund- Mensch- Beziehung kein echtes Rudel ist. Ein Rudel ist ein Familienverband, was wir i.d.R. haben, sind sog. "Gruppen".
Das ganze Verhalten- nicht erhöht sitzen lassen, nicht zu erst durch die Türe gehen lassen, nicht vorauslaufen lassen etc. kommt bei echten Rudeln überhaupt nicht vor. All diese Sachen sind reine Bekräftigungsgesten um die eigene Position ständig zu definieren. Wobei wir bei der Frage wären: Hat ein souveräner Führer es wirklich nötig sich ständig zu beweisen?
Hier mal ein Ausschnitt aus einem Interview mit Günther Bloch:
Link
"Günther Bloch: Manche Hundetrainer erzählen immer, dass der Mensch als Rudelführer vorneweg- und der Hund hinterherzulaufen hat, damit er die Alpha-Position beibehält. Außerdem dürfe man nicht mit dem Hund zusammen auf dem Sofa sitzen, weil der „Alpha“ keine Rangniederen auf seiner Anhöhe duldet. Oder: Wir als „Alpha“ sollen immer als Erstes essen. Der Hund muss warten. Das alles ist Unsinn und aus der Wolfswelt nicht abzuleiten.
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den Hundehalter?
Günther Bloch: Normalerweise ist ein Wolfsrudel ein Familienverband. Wir Menschen sind daher für unsere Hunde nichts anderes als die Ersatzeltern – ein Leben lang. Ein guter Rudelführer hat für den Hund Idolfunktion. Er ist eine Leitfigur, von der er lernt, die er kopieren kann und bei der er sich in der Gruppe wohlfühlt. Diese oft beschriebenen Hackordnungen sind in der Natur kaum zu beobachten. Wer ein guter Rudelführer sein will, kann sich einiges vom Wolf abschauen.
Was ist das denn?
Günther Bloch: Im Wesentlichen drei Dinge. Erstens: Das Vertrauen untereinander ist wichtiger als die Rangordnung. Zweitens: Nicht nur das rangniedere Tier hat uns gegenüber Kooperationsbereitschaft zu zeigen, sondern auch wir haben die Pflicht, mit unserem Hund zusammenzuarbeiten, wirkliches Interesse an ihm zu haben. Drittens: Ranghöhere Tiere – also im Falle
des Hundes wir Menschen – haben erheblich mehr Pflichten als Rechte im Vergleich zu den rangniederen, weil sie es sind, die den sozialen Handlungsrahmen vorgeben, quasi den ganzen Laden zusammenhalten müssen. Droht Gefahr, sind es die Leittiere, also wir, die sich darum zu kümmern haben.
Und wenn der Rudelführer diese Pflichten nicht erfüllt?
Dann herrscht Chaos. Das ist auch der Grund, warum wir mehrere tausend Hundeschulen in Deutschland haben. "
Zum Glück wird von vielen angesehenen Hundefachleuten diese ganze Alphatier- und Rudelführertheorie nicht mehr unterstützt, und wie ich finde, zu Recht. Ein Hund ist durchaus in der Lage zu erkennen, dass wir Menschen eben keine Hunde sind, was nicht bedeutet, dass wir ihnen keine Sicherheit bieten können und diejenigen sind, die die "Ressourcen", die für den Hund so wichtig sind, "verwalten". Es läuft meiner Meinung eben tatsächlich darauf hinaus, dass der Hund hier einfach seinen Egoismus umsetzt, im Idealfall so, dass weder Hund noch Herrchen/Frauchen Nachteile daraus haben.
G. Bloch hat dazu auch ein sehr interessantes Buch geschrieben: Wölfisch für Hundehalter.
Ich denke allerdings, dieses Thema ist so komplex, dass es leider hier nicht wirklich diskutiert werden kann. Außerdem befüchte ich, dass das eigentlich Thema ein wenig in' s Abseits geraten ist.
