Beitragvon Petra Maria » 14. Mai 2013 16:14
Beitrag
von Petra Maria » 14. Mai 2013 16:14
[quote="Eichenlaub"]Hi,
Hi,
ganz neu ist das Thema ja nicht, aber ich geb trotzdem noch kurz meinen Senf dazu:
Vorab: man kann so ein Problem nicht per Ferndiagnose lösen. Hundehalter beschreiben problematische Situationen aus ihrer Sicht und bewerten sie auch gleich (bewusst, z.T. aber auch unbewusst). Dabei wird das eigene Verhalten und das des Hundes oft völlig falsch eingeschätzt. Dazu kommt dann noch das Risiko, dass die Schilderung missverständlich formuliert wurde und/oder der, der die Message hört, etwas falsches hineininterpetiert.
Zumal wenn Kinder (unter 10 Jahren würde ich mal eingrenzen) im Haushalt sind, rate ich deswegen dringend, zeitnah einen guten Hundetrainer einzuschalten, der ins Haus kommt und die Konstellation vor Ort mal genau unter die Lupe nimmt. Der erkennt subtile Signale des Hundes, die der Halter oft gar nicht wahrnimmt oder nicht richtig deutet und auch Fehler, die der Hundehalter macht (auch bei erfahrenen Halter schleifen sich ab und an Nachlässigkeiten ein....).
Anfänger reagieren oft völlig falsch oder grundsätzlich richtig, aber mit timing-Problemen, d.h. zu spät.
Als Beispiel mal ein Zitat aus der Frage-Mail:
***Zum Beispiel meine beiden Nichten, die ein 1 Jahr, die andere 3 Jahre alt. Beide erkennt er an, aber nach einiger zeit muckt er doch nochmal auf, aber ganz verhalten und nur, wenn er einer seiner Aufpasser dazwischen steht. ***
Wir haben hier zwei Klein(st)kinder, die noch dazu nicht zum eigenen "Rudel", d.h. zur engsten Halterfamilie, gehören. Erfahrungsgemäss werden diese von Hunden toleriert. Manche mögen die Kinder; andere lassen sie zumindest unbehelligt. Kinder in diesem Alter sind aber nicht in der Lage, dem Hund gegenüber eine ranghöhere Position einzunehmen. Sie können bestenfalls in einen Status der "Unantastbarkeit" erhoben werden vom Hundehalter - permanente Kontrolle ist trotzdem unerlässlich.
***Aber sobald man ihm einen Hundekeks gibt, ist die Welt für die nächsten paar Minuten/ Stunden in Ordnung. :-D****
Wenn der Hund in diesem Moment den Kindern subtil gedroht hat (was besonders Unerfahrene leicht übersehen oder falsch interpretieren, siehe oben...) kriegt er unter Umständen dafür einen Keks zur Belohnung! Sowas ist echt kontraproduktiv! Der Grat zwischen Belohnung (hoffentlich nur für Wohlverhalten!) und Bestechung ist schmal und hängt vom richtigen Timing ab. So ein Keks kann, im falschen Moment, echt Schaden anrichten....
***Manchmal glaube ch, dass er ein ganz schöner Spinner ist und einfach nur eine große Klappe hat. Aggressiv wird er ja zum Glück nie, von daher ist es nur ein nervendes, aber kein gefährliches Problem. Deshalb gehen wir das auch ganz entspannt an. Unser kläfft einfach nur, keinerlei Anzeichen von Aggression.***
Kläffen ohne Anzeichen von Aggression?!?
Es gibt viele Formen aggressiven Verhaltens; viele Auslöser und viele Signale (akustische und körpersprachliche).....Würde mich wundern, wenn er aus seiner Sicht quasi völlig grundlos kläffen würde.
Ich würde schon sagen, dass er aggressiv ist - er ist nur (noch nicht) offensichtlich angriffslustig ...
Auch Blickfixieren, Lefzen hochziehen, Zähne zeigen als agonistische (Warn-)Signale gehören zum Aggressionsverhalten, das sich stufenweise steigert. Weiter geht's mit Knurren, Abwehr-/Drohschnappen....bis der Lütte irgendwann hinlangt. Werden die unteren Stufen ignoriert (oder abtrainiert, wie z.B. Knurren, für das er bestraft wird), steigt er eine (oder mehrere, je nach Intensität des Auslösers) höher ein, schnappt oder beisst zu.
Angst kann ein Auslöser sein, Schmerz, oder sozial expansives Verhalten, oder Ressourcenkontrolle (Futter-, Territorial-,.......)
und Stress ist ein mächtiger Verstärker.
Falsch gesetzte Haltersignale auch. Beispielsweise, wenn unerfahrene Hundehalter ihren leinenaggressiven Hund tätscheln oder streicheln, "damit er sich beruhigt". Beim Hund kommt an: "Der Olle findet mein Verhhalten klasse und stärkt mir den Rücken!" - genau das gleiche passiert, wenn dein Hund ein Kind blickfixiert oder anknurrt und du ihm just in dem Moment einen Keks reinschiebst.
Wie gesagt: alles eine Frage des richtigen Timings, wenn der Hund keine falsche Verknüpfung herstellen soll!
Fazit: vor allem wenn kleine Kinder im Spiel sind, lieber einen Profi zu Rate ziehen, der die Konstellation des "Familienrudels" und die Interaktionen zwischen dem Hund und den beteiligten Personen sachkundig beobachtet und geeignete Massnahmen empfehlen kann...
liebe Grüsse,
Petra mit Leo & Co.