Ein Anruf bei unserem Tierarzt ergab, dass er selbst aktuell sehr krank ist und nach Genesung vielleicht sogar aus Altersgründen die Praxis schließt, wie mir seine Frau sagte, die dort auch als Assistentin mitarbeitet. Das ist jetzt natürlich grad blöd.
Also habe ich mich auf die Suche nach einem anderen Tierarzt gemacht, der sich diese seltsamen Zubildungen bei der kleinen Kitty mal anschaut... Leider sind wir hier mit Tierärzten im Bayerischen Wald nicht übermäßig luxuriös ausgestattet. Die eine Sorte kennt sich mit Großvieh gut aus, und falls auch kleine Haustiere in der Praxis behandelt werden, tut man denen nichts Gutes sie dorthin zu bringen, weil der kleine Chihuahua dann dort genauso ruppig angepackt wird wie die trächtige Kuh im Stall. Die andere Sorte macht meistens seit Jahrzehnten unverändert ihren alten Stiefel und bildet sich nur wenig fort. Sowas ist mir natürlich bei dem speziellen Narkoserisiko von Chihuahuas eher suspekt. Drum war ich über unseren bisherigen Tierarzt froh, denn der ist wirklich in Ordnung, bildet sich weiter, ist sorgfältig und aufgeschlossen und mit all diesen Eigenschaften eher eine Seltenheit hier in der Gegend.
Etwas weiter weg von unserem Zuhause gibt es dann noch eine andere Tierärztin, vergleichsweise jung, ziemlich ganzheitlich im Ansatz und leider rettungslos überlaufen, weil offenbar viele andere Tierhalter von ihr überzeugt sind und die Praxis „stürmen“. Dort habe ich dann angerufen und auch gesagt, dass ich mich schon vor einigen Jahren um einen Termin bemüht hatte, man mir aber damals leider mitteilen musste, dass man keine neuen Patienten mehr aufnehmen konnte. Ich habe die Situation mit Kitty kurz geschildert. Die Mitarbeiterin sagte mir, dass ich Glück habe, weil man aktuell wieder neue Patienten aufnehme und ich mit Kitty am nächsten Tag vorbeikommen könne. Über meine Mitteilung, dass wir aber insgesamt drei Chis haben und ich dann gerne nach und nach bei Bedarf mit allen dort als Patient auftauchen würde, war man nicht abgeschreckt...
Inzwischen war ich mit Kitty zum Termin dort. Zur „moralischen Unterstützung“ hatte ich ihre Freundin Zinnia mitgenommen. Erster, zweiter und dritter Eindruck von Praxis, Mitarbeiterinnen und Tierärztin waren mehr als nur sehr gut. Alle sind freundlich, behutsam und im Umgang sehr kompetent. Kitty hat sich nicht aufgeregt und das hat mir sehr gefallen, denn sie ist eigentlich beim Arzt ein ziemliches Nervenbündel.
Röntgen, Sonografie, EKG, Herzultraschall und Blutentnahme verliefen ruhig und effektiv. Die Praxis ist technisch sehr modern und hochwertig ausgestattet. Ich habe mit der Ärztin auch über ihre Narkosemethoden gesprochen. Auch da war ich zufrieden, denn sie ist da auch sehr zeitgemäß und arbeitet zusätzlich mit Propofol als Narkoseeinleitung, macht dann Inhalationsnarkose, bei Chihuahuas oft unterstützt durch Ketamin und unterstützt auch die Ausleitung. Das ist wirklich „state of the art“ und hat mich beruhigt.
Kitty hat also Brustkrebs. In der Bildgebung waren zunächst keine Metastasen erkennbar. In der Leber gibt es ein kleines Fragezeichen. Entweder ein Karzinom oder ein gutartiges Hämangiom oder Adenom. Die Blutwerte sind unauffällig; das spricht daher für etwas Gutartiges, das man nun zukünftig jedes Vierteljahr mit Ultraschall überwachen wird. Ihre Mitralklappeninsuffizienz ist zwar nicht wegzudiskutieren, aber die Doppler-Sonografie ergab, dass sie sich nur im Stadium B1 befindet, das heißt „asymptomatisch ohne Kardiomegalie“. Für ihr Alter – sie wird ja schon vierzehn – ist das wohl alles sehr gut. Zur Op-Vorbereitung erhält sie ab dem kommenden Samstag drei Tage lang hochdosiert Amoxicillin und Clavulansäure. Mit dem Ausschleichen des Prednisolon habe ich heute bereits begonnen. Das bekommt sie ja wegen ihrer Arthrose. Falls ihre Schmerzen dadurch zunehmen sollten, kann ich ihr bis Montag zusätzlich Metamizol-Natrium geben.
Op-Termin ist der 15. Juli. Ich werde die kleine Kitty morgens um Sieben hinbringen, bei ihr bleiben, bis sie „weg“ ist und sie, wenn sie wach und stabil ist, nachmittags um Eins wieder abholen. Fahrzeit: eine knappe Dreiviertelstunde.
Ansonsten ist die kleine Maus munter, hat großen Appetit und hüpft mit Zinnia den ganzen Tag in Haus und Garten herum. Wir hoffen, dass sie das nach der Op auch recht bald wieder tun wird. Jetzt heißt es Daumen drücken, aber wir sind bei dieser Tierärztin sehr zuversichtlich. Von dieser Geschichte wollte ich euch heute erzählen.
Viele Grüße vom Erich und der ganzen Bande
(Zinnia und Kitty beim Mittagsschlaf)
